Menu
Achtsamkeit / Health / Natur

Die sanfte Entschleunigung – Waldbaden

Naturromantik ist nicht neu, aber gerade erleben wir ein regelrechtes Revival. Was früher der Spaziergang im Wald war, nennt sich heute „Waldbaden“, ein Trend, der aus Japan kommt und 1982 von der dortigen Forstbehörde als relevante Maßnahme zur Gesundheitsvorsorge vorgelegt wurde. Zugegeben, „Shinrinyoku“, wie es dort heißt, klingt erst mal nach cleverer PR in eigener Sache, aber mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass sich der neue Trend nicht nur zum Frischlufttanken eignet, sondern auch die Energie steigert, unser Immunsystem stärkt und vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützt. Darüber hinaus bauen wir Stresshormone ab, was uns ausgeglichener macht und besser schlafen lässt.

Sich einfach mal auf die besondere Atmosphäre im Wald einlassen

Was genau unterscheidet dieses Bad im Wald vom herkömmlichen Spaziergang?

Eigentlich nur eine Sache: unser Fokus sollte auf der Umgebung liegen, um die wohltuenden Wirkungen so effektiv wie möglich auszuschöpfen. Während beim Joggen die Bewegung oder beim Walken mit der Freundin das Gespräch im Vordergrund stehen, sollen wir jetzt unsere Sinne (und zwar am besten alle) auf den grünen Raum um uns herum fokussieren. Wir versuchen die beruhigende Umgebung nicht nur wahrzunehmen, sondern sie konkret zu spüren. Selbst der Skeptiker muss zugeben, dass es gut tut in die Waldatmosphäre „einzutauchen“. Denn manch einer hat es schon selbst erlebt: im Alltag kommen unsere Gedanken meist nicht mehr richtig zur Ruhe. Selbst, wenn wir nicht müssen, lassen wir uns von den vielen Reizen in unserem Leben zu gerne ablenken. Der Verzicht darauf wirkt dann erst mal wie ein Mangel und fühlt sich nicht gut an. Aber nach der Runde durch den Wald mit dem Hund, sind wir schon viel entspannter. Und je intensiver wir die Atmosphäre dort auf- und Details wahrnehmen, desto größer die Wirkung. Es braucht auch keine mentale Vorbereitung oder besondere Bedingungen zum Waldbaden, die Devise ist: nicht denken, einfach gehen. Der nächste Schritt ergibt sich dann von selbst: schauen und staunen.  Und dann einfach nur viele schöne Momente mit allen Sinnen sammeln…
Wem das alles noch viel zu abstrakt ist, für den haben wir hier:

Unsere Tipps fürs Waldbaden

1. Atme ganz bewusst
Versuche beim Gehen die Schultern zurückzuziehen, den Rücken lang zu machen und den Kopf gerade zu halten. Jetzt atmest du 3 Schritte lang so tief wie möglich ein, dann wieder 3 Schritte aus. Mach das eine Zeitlang und dann versuche die Atmung auf je 4 Schritte auszudehnen. Du kannst dann nach einiger Zeit auch versuchen auf 5 Schritte zu kommen.
Es geht hier nicht um Steigerung, sondern nur darum auszutesten, wie groß dein Lungenvolumen ist. Suche dir dann den Rhytmus, in dem du zwar tief, aber bequem atmen kannst und bleibe über einen längeren Zeitraum dabei. Die tiefe Atmung hilft den Körper zu entgiften und verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit.


2. Höre dem Waldkonzert zu
Konzentriere dich mal auf die Laute des Waldes. Als erstes hörst du sicher die Vogelstimmen, aber hör einfach mal weiter zu. Wie raschelt das Laub, was knackt unter deinen Füßen? Folge den Geräuschen mit deiner Wahrnehmung und höre so lange zu, bis sie leiser werden und aus deinem Radius verschwinden. Du wirst merken, dass dich das beruhigt und je ruhiger du wirst, desto mehr wirst du hören können.


3. Schau genau hin
Die Farbe Grün beruhigt und die vielen Erdtöne wirken ausgleichend auf uns. Gehe ruhig mal näher an etwas heran und schaue auf die Details. Unsere Sinne schärfen sich, wenn wir das anfangs einheitliche Grün um uns herum in der Schönheit seiner Teile entdecken und mit unserer Fantasie anreichern. Farben, Formen, Lichtspiele – wer sich einmal auf die Suche macht und hinschaut, wird immer mehr entdecken. Die grüne Umgebung beruhigt und ist dennoch voller Reize, die aber nicht überreizen. Hier kommen wir schneller in eine Stimmung, in der wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren können. Eine echte Chance dieses ominöse und meist kaum greifbare „im-Hier-und-Jetzt-sein“ mal annähernd zu spüren.

Sehen, fühlen, ausprobieren… im Wald können wir unsere Sinne mal wieder trainieren

4. Fass mal einen Tannenzapfen an
Oder lege deine Hand an einen Baum und fühle die vielen Furchen. Unser Tastsinn läuft im Alltag meist nur nebenher, auch ihn können wir mal wieder für einen guten Zweck einsetzen.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas richten, machen wir den Moment wichtiger als alles andere. Und das tut gut, denn dann sind wir fokussiert und mit unseren Sinnen präsent. Ganz nebenbei lernen wir (wieder) über die vielen Wunder- und Kunstwerke der Natur zu staunen.

5. Spiele mit deiner Balance
Liegt ein Baumstamm am Wegesrand? Dann steige mal drauf und versuche ihn langzulaufen. Oder gehe mal über unebenen Boden. Was sich vielleicht erst mal kindlich anhört, ist eine Schulung des Bewegungsapparats, der von Erwachsenen in der Regel nicht gerade vielseitig beansprucht wird. Wir können so unseren Körper geschmeidiger machen und lästige Verspannungen loswerden.
Aber Achtung: bitte immer nur dort gehen, wo es auch erlaubt ist.

6. Folge deiner Nase
Unser Geruchssinn ist ganz stark mit unserem Gefühlsleben verbunden. Ein Duft kann Erinnerungen in uns wecken oder lebendige Bilder in uns enstehen lassen. Deshalb schließe ruhig ab und an mal die Augen und lass deine Nase die Umgebung erkunden (am besten dabei stehenbleiben ;-). Du wirst erstaunt sein über die vielen Nuancen von feuchtem Moos bis hin zu sonnenwarmen Holz.

Und für besonders Experimentierfreudige: probier doch mal, wie ein junges Buchenblatt schmeckt. Oder das einer Birke oder Linde… Viele Blätter sind essbar und wurden früher von den Menschen in der Küche verwendet, z.B. um das kostbare Mehl zu strecken. Aber bitte nur das probieren, was du zu 100 % als essbar identifizieren kannst. Im Wald gibt es auch so einiges, das giftig ist wie z.B. Efeu, Eibe und Lebensbaum.

7. Lass dich inspirieren
Vielleicht hast du ja Lust die vielen Eindrücke kreativ umzusetzen? Der Wald war immer schon Ideengeber und Inspirationsquelle für Kunst und Poesie. Ganz egal, ob du einen Tracker für dein Bullet Journal entwirfst, einen Teller mit Tannenzapfen dekorierst oder ein Wildkräuterrezept ausprobierst – du kannst die Walderfahrung so noch verstärken und länger von den Eindrücken zehren.
Übrigens: aus dem Wald mitnehmen darf man ungefragt einen Strauß Blumen oder Kräuter und einige Pilze und Zapfen. Möchte man z.B. junge Blätter von Birken oder Ahorn für ein Rezept ernten, muss aber immer die Erlaubnis des Waldbesitzers eingeholt werden.

Hast du jetzt Lust aufs Waldbaden bekommen?
Dann wünschen wir dir viel Spaß!
Wenn du merkst, dass es dir gut tut, du aber Schwierigkeiten hast, es regelmäßig in deinen Alltag einzubinden, hilft dir vielleicht unser Tracker für dein Bullet Journal, Tagebuch oder deinen Kalender.
Du kannst ihn hier kostenlos herunterladen:

Und wie immer haben wir noch viele weitere Motive zum Thema ‚Waldbaden‘ in unserem Bildarchiv
Dazu gibt es dieses Mal auch noch ein Feature
Schau gerne mal rein!

Keine Kommentare

    Einen Kommentar hinterlassen