Am 21. Juni ist Sommersonnenwende, der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. In den Zeiten vor Glühbirne, Kühlschrank und Heizung konnte man zu dieser Zeit aus dem Vollen schöpfen und die Natur zeigte sich (meist) wohlwollend. Wie dankbar die Menschen zu dieser Zeit ihre Rituale feierten, kann man sich angesichts eines Lebens in purer Abhängigkeit von einer unnachgiebigen Natur heute nur vorstellen. Selbst wir spüren bei allem Komfort im Lauf des Winters den Mangel. Die Kälte macht uns mürbe, die Dunkelheit drückt auf unsere Stimmung, wir werden schneller krank und fühlen uns abgeschlagen. Wie hart muss das erst für die Menschen gewesen sein, deren Erntevorräte zur Neige gingen und die existentiell unter Dunkelheit und Kälte litten?
Kein Wunder also, dass Mittsommer eine große Bedeutung hatte. Unter die Erleichterung mischte sich der Wunsch, die Natur für die kommende Durststrecke gnädig zu stimmen. Oder sie wenigstens ein wenig vorhersagen zu können, so dass man ihr nicht schutzlos ausgeliefert war, wenn sie wieder kühl und unnahbar wurde. Sich dankbar zu zeigen für die ganzen sommerlichen Geschenke schien das mindeste und auch magische Rituale und Beschwörungen für eine gute Ernte und ein wenig Glück gehörten dazu.
In den nördlichen Ländern wird dieses Fest auch heute noch ausgelassen gefeiert, was vielleicht damit zu tun hat, dass die Winter extrem dunkel und kalt sind. Während an Mittsommer dort die Sonne kaum untergeht, geht sie im tiefsten Winter gar nicht mehr auf.
Etwas mit Bedeutung zu versehen, kann Alltägliches besonders machen. Wir entdecken die uralten Feste wieder, weil sie genau das tun. Gleichzeitig rücken sie uns näher an die Natur und nicht zuletzt regen sie unsere Fantasie an, lassen uns kreativ werden und vielleicht ein wenig träumen…
Vielleicht hast du ja Lust auf eine inspirierende Sinnesreise und Naturerlebnisse mit ein wenig Mystik? Wir haben für dich einige schöne Anregungen für Rituale – oder ganz einfach Ideen – rund um die Sommersonnenwende zusammengestellt.
1. Sich überschwänglich freuen
Wenn im Frühling das erste Grün erscheint, spüren wir es: Erleichterung, Dankbarkeit, Staunen und pure Freude. Und dann wird es so normal… ? Wir schauen kaum noch auf Details. Die grün gewordene Welt ist Alltag und wir können (und wollen!) uns nicht mehr vorstellen, dass bald schon alles wieder verblühen wird und wir uns mental wieder auf kargere Zeiten vorbereiten müssen. Deshalb eignet sich der Mittsommer so gut, um bewusst auf alles zu schauen, was um uns herum wächst. Du kannst es über deine Sinne machen und genau beobachten, zuhören, riechen, fühlen und schmecken – oder du wirst kreativ und pflückst Blumen und sammelst Kräuter.
Wünschst du es dir noch intensiver? Dann verbinde das, was du tust mit Bedeutung.
Der Blumenstrauß kann auf ein Mittsommermenü abgestimmt werden, die Kräuter werden getrocknet und zu einem Kräuterbuschen oder zu Kräutersträußen gewickelt. Mit ihnen kannst du dann später im Jahr, z.B. in den Rauhnächten, deine Räume räuchern.
Die Rauhnächte sind der Gegenpart zur Sommersonnenwende mit den längsten und dunkelsten Tagen um Neujahr.
2. Mittsommer feiern
Früher wurde der Tag mit einem großen Fest gefeiert. Es wurde Musik gemacht, getanzt und es gab einen voll beladenen Tisch, mit allem, was Feld, Wald und Garten hergaben. Feuerrituale sollten böse Geister vertreiben oder einen Blick in die Zukunft ermöglichen.
Mit ein wenig dieser Magie können wir auch unseren Mittsommer würzen:
1. Wenn das Wetter es zulässt, stelle einen Tisch in den Garten oder mache ein Picknick in der Natur
2. Koche mit Gemüse, Früchten oder Kräutern, die du in der Natur sammelst und dann zubereitest: Erdbeeren aus dem Garten, Holunderlimonade, Wildkräutersalat… Die Natur verwöhnt uns gerade, also greif einfach zu!
3. Als Hommage an die Feuer auf den Feldern, kannst du Kerzen, Windlichter oder eine Feuerschale aufstellen. Das sorgt auch für eine gemütliche Atmosphäre, wenn es dunkler wird.

3. In und mit der Natur kreativ sein
Das lieben Kräuterhexen: aus Gräsern, Kräutern und Wildblüten Sträuße, Kränze oder Bündel zusammenstellen. Jetzt, wo alles nach Wald und Wiese duftet, ist das eine so sinnliche Tätigkeit. Am schönsten natürlich, wenn der Arbeitsplatz sich draußen befindet und man dabei die Naturgeräusche hören kann. Mal ganz abgesehen davon, dass die wilde Flora „unordentlich“ ist und drinnen mit springenden Samen etc. ein ganz schönes Chaos verursachen kann.
Alles, was zu Mittsommer geerntet und verarbeitet wird, trägt in sich die volle Kraft des Sommers und steckt voller Erinnerungen an diese Zeit. Kräutertees, Räuchermischungen und Duftsträuße können diese Stimmung dann im Herbst und Winter wieder ein wenig aufleben lassen.
Eine hübsche Idee sind auch sogenannte Smudgesticks. Das sind kleine Kräuterbündel, die mit Kordel umwickelt und dann getrocknet werden. Sind sie gut durchgetrocknet, werden sie an einem Ende angezündet und sofort geschwenkt, so dass das Feuer erlischt und sich Rauch bildet, den man mit Handbewegungen dann in alle Ecken schicken kann.
4. Sich von Feuer und Rauch faszinieren lassen
Kennst du das Gefühl ins Feuer zu schauen und dich darin zu verlieren? Es fasziniert, es ist gefährlich und impulsiv und doch macht es ruhig und zentriert, wenn wir die Flammen beobachten. In fast allen Kulturen gab es schon vor Jahrtausenden Räucherrituale. Vielleicht entdeckte man durch reinen Zufall die wohltuende, säubernde oder beruhigende Wirkung, als irgendwas ins Feuer geworfen wurde… Und dann wurde vermutlich mit Hölzern, Harzen und Kräutern experimentiert, das Wissen gesammelt und weitergegeben – und irgendwann fast wieder vergessen. Eine Zeitlang gehörte es nur noch in die esoterische Räucherstäbchen Ecke.
Schade eigentlich, denn die Düfte verräucherter Kräuter sind schon was Tolles. Und du kannst damit je nach Geschmack auch gedanklich oder symbolisch etwas verknüpfen. Egal, ob Meditation, persönliche Rückschau, formelles Ritual oder auch nur die Tasse Tee – erlaubt ist, was gefällt.
Zur Sommersonnenwende kannst du Kräuter ernten, sie für später im Jahr trocknen oder zum Räuchern an diesem Tag schon vorher getrocknete Kräuter zu verwenden.

5. Ein wenig orakeln
Bevor das Blei in Verruf geriet, hast du es sicher schon mal zu Silvester gemacht: mit Freunden Figuren gießen und diese deuten. Es macht Spaß, man schaut zurück und will ein wenig in die Zukunft lugen, mit Altem abschließen und sich auf Neues einstellen. Dazu kannst du Steine nutzen, die du mit eigenen Zeichen bemalst oder du greifst auf Runensteine zurück, die im Handel erhältlich sind. Diese Runen wurden als Symbole von den altgermanischen Völkern verwendet. Beim Orakeln werden drei Steine gezogen und die Zeichen gedeutet.
Hier gibt es eine genaue Erklärung der einzelnen Runen und auch Runensets.
Die Sommersonnenwende ist ein schöner Anlass, um ein wenig dieser Magie in unseren diesbezüglich nüchternen Alltag zu bringen. Realistisch betrachtet sind es vor allem deine Assoziationen, die dir dann im besten Fall Klarheit verschaffen oder dich auf neue Impulse bringen. Ob du an höhere Mächte (und an welche) du glaubst, bleibt dabei dir selbst überlassen.
Es ist eine gute Übung für deine Intuition, ein wenig wie Yoga fürs Gehirn: du bekommst einen Rahmen durch ein Symbol vorgegeben und dann versuchst du damit etwas zu machen so gut es geht.
Machen wir das öfter – egal ob mit oder ohne magischen Rahmen – schult das übrigens auch unser kreatives Denken und unsere Problemlösungsfähigkeiten.

6. Die Düfte und Aromen des Sommer einfangen
Wenn wir durch den Wald ober über eine Wildwiese gehen, regen überall Blüten- und Kräuterdüfte in der Wärme unsere Sinne an. Ein wenig davon können wir uns nach Hause holen, wenn wir die Kräuter in eine Schale legen und trocknen oder damit einen Kräutertee machen. Für einen Tee können wir getrocknete Kräuter nehmen, aber durchaus auch frische. Das Aroma frischer Kräuter und Blüten ist gerade jetzt einzigartig und in ihnen stecken noch alle Inhaltsstoffe, Mineralien und Vitamine, von denen einige durch das Trocknen verloren gehen. Generell gilt: bei frischen Kräutern nicht an der Menge sparen: du kannst doppelt so viel nehmen wie von den getrockneten.
Wem der Kräutergeschmack pur zu eigen ist, kann mit Gewürzen oder Honig (oder natürlich veganen Alternativen) verfeinern. Gerade jetzt produzieren die Bienen aber Honig im Überfluss, so dass auch für sie noch genügend da ist.
Was den Honig angeht… – früher wurden zu Mittsommer süße Geschenke für Naturwesen wie Feen nach draußen gestellt. Honig stellte sich als beliebt heraus, wurde berichtet, aber auch Hochprozentiges war gern gesehen und morgens verschwunden ;-).
Übrigens sind die Feen auch gerne Zaungäste bei den Mittsommerfesten, wenn es in die Nacht übergeht. Unsichtbar natürlich. Es sei denn, man rieb sich um Mitternacht gesammelte Farnsporen in die Augen. Dann sollte man sie sehen können.
7. Heilkräuter und Wildblumen sammeln
Die Welt der Wildkräuter ist voller Mythen. Heilpflanzen, die jetzt gesammelt werden, sollen besonders wirksam sein. Durchaus verständlich, denn viele von ihnen stehen jetzt einfach in vollem Saft, wie z.B. das Johanniskraut, dessen gelbe Blüten für einen Ölauszug gesammelt werden können, der – anders als die meisten Kräuterauszüge nicht dunkel stehen muss, sondern in der prallen Sonne knallrot wird. Auch die Kamille liebt die heißen Sommertage und duftet an den Wegrändern. Wer jetzt loszieht, kommt garantiert mit vollen Händen zurück.
Es spricht natürlich nichts dagegen, die Ernte frisch zu verarbeiten. Wenn wir aber einen Teil trocknen, haben wir auch einen Vorrat für den Rest des Jahres.
KRÄUTER RICHTIG TROCKNEN:
1. für Tees, Potpourris oder Kräutermischungen zum Räuchern
Zupfe Blüten und Blätter ab und lege sie auf ein sauberes Küchenhandtuch auf einem Tablett oder Backblech. An einem luftigen, warmen und trockenen Ort lässt du sie einige Tage stehen und wendest sie ab und zu mal. Wenn sie so trocken sind, dass du sie zwischen den Fingern zerbröseln kannst, sind sie fertig. Trocknest du sie in der Sonne, geht das meist sehr schnell, aber schonender ist es, sie an einem schattigen Platz über mehrere Tage zu trocknen. (falls der draußen ist, stell das Tablett nachts aber bitte rein, da es schon mal feucht werden kann). Dann kannst du sie in Gläsern oder in Papiertüten an einem dunklen Ort lagern.
2. für Kräutersträuße oder Kräuterbuschen
Dazu verwendest du das ganze Kraut am Stängel, das du im noch frischen Zustand auch gut biegen und arrangieren kannst. Achte bitte darauf, dass die Pflanzenteile vollkommen trocken von außen sind. Sollten sich noch Tau oder Regentropfen darauf befinden, lege die ganzen Stängel nebeneinander auf einem Küchenhandtuch aus oder stelle sie in ein wenig Wasser und lasse sie an einem warmen Ort von außen trocken werden. Wenn sie nachher dicht aneinander gebunden werden, kann es sonst schimmeln.
Achte daher auch bitte immer darauf, dass du nicht zu viele Wildkräuter, Gräser und Blüten in einen Strauß packst und ihnen noch genügend Luft gibst, so dass die Feuchtigkeit aus allen Pflanzenteilen gut entweichen kann.
Dann hängst du die Sträuße oder -bündel kopfüber an einen warmen, luftigen und trockenen Ort.
3. für Deko-Sträuße
Da es hier ja vor allem auf die Optik ankommt, suche dir die schönsten Triebe und Blüten aus und hänge sie einzeln kopfüber auf. Nehme ruhige ein paar mehr, das Trocknen produziert nicht in jedem Fall ein schönes Ergebnis, du solltest also immer noch genug Auswahl haben, sollte sich eine Blüte als nicht so attraktiv herausstellen.
Die getrockneten Triebe kannst du dann miteinander in einer Vase oder einem Topf arrangieren. Durch das Trocknen werden sie starr und können so meist gut miteinander kombiniert werden, da sie sich gegeneinander abstützen.

8. Auf die Träume achten
Die Zeit vor und nach dem Mittsommertag wurde früher mit einer gehörigen Portion Magie verknüpft, unter anderem mit dem Gedanken, dass die Welt des Übernatürlichen uns nun besonders nah war und wir Dinge erkennen könnten, die sonst verborgen blieben. So faszinierend das war, so groß war aber auch die Ehrfurcht vor bösen Geistern, die wiederum mit dem Feuer abgewehrt werden sollten.
Auf jeden Fall war es eine einmalige Gelegenheit, den Geheimnissen unserer Existenz auf die Spur zu kommen und deshalb blieb man meist die ganze Nacht wach und versuchte diesen Blick hinter den Schleier zu erhaschen. Aber auch den Träumen im Zeitraum vor und nach der Sonnenwende wurde eine besondere Bedeutung zugeschrieben und ist eine weitere Anregung für dich:
Schreib doch mal in den 7 Tagen vor und nach dem Mittsommertag direkt nach dem Aufwachen deine Träume auf – oder führe ein Schlaftagebuch.
Vielleicht hat das, was wir nun im Schlaf erfahren, ja tatsächlich eine Bedeutung für unser Leben…
Oder ganz pragmatisch: um unsere Träume zu erreichen, müssen wir sie erst mal kennen.
Die Vorlagen für das Traumtagebuch und den Traum-Chart vom Bild haben wir für dich zum kostenlosen Download bereit gestellt:
Was auch immer du tust, wir wünschen dir viel Spaß und viele schöne Sommererlebnisse!
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