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Health / Natur

Johanniskraut – im Kräutergarten geht die Sonne auf

Gehörst du auch zu den Glücklichen, in deren Garten sich ab Juni die strahlend gelben Blüten zeigen? Nicht? Macht auch nichts, denn obwohl das Sonnen- oder Sonnwendkraut wie Hypericum perforatum auch genannt wird, zu den Stars unter den Heilpflanzen zählt, hat es keine Allüren. Vollkommen unprätentiös leuchtet es auf Wildwiesen und Waldlichtungen genauso wie an Straßenrändern oder auf Schotterplätzen. Bei diesem bescheidenen Auftritt ahnt der noch nicht Eingeweihte kaum, welche Kostbarkeit er da vor sich hat. Die besonderen Heilkräfte der Pflanze wurden über die Jahre in vielen Studien belegt und es gibt mittlerweile zahlreiche Fertigprodukte mit den kostbaren Inhaltsstoffen der Wildblume in den Apotheken.
Für unsere Vorfahren war das Kraut als Symbol der Sonne auch noch mit allerlei Magie behaftet. Hexenkraut oder Teufelsflucht sind Populärnamen, die deutlich machen, welche Kräfte ihm zugeschrieben wurden. Bei Ritualen während der Sommersonnenwende gehörte es mit Beifuß und anderen Sommerkräutern in einen geflochtenen Kräutergürtel, mit dem dann um das Feuer getanzt wurde. Zum Schluss warf man ihn hinein. Das sollte das kommende Jahr vor Krankheit schützen.


Wie erkennst du das „Echte“?

Um die 60 verschiedene Arten finden sich in Europa und besonders in Gärten gibt es diverse Zierformen, deshalb bitte genau hinschauen, wenn du es auf die Heilwirkung abgesehen hast.
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird bis zu 90 cm hoch, steht starr aufrecht und verzweigt sich nach oben immer weiter. An den Spitzen bilden sich die 5-blättrigen gelben Blüten.
Von den vielen Blüten öffnen sich besonders in der heißen Sonne jeden Tag neue und verwelken auch wieder schnell.
Genau identifizieren kannst du das Echte Johanniskraut an den winzigen schwarzen Punkten, die wie kleine Löcher auf den Blätter und Blüten aussehen. Das sind die Öldrüsen. Wenn du die Blüten zwischen den Fingern zerreibst, tritt der Wirkstoff Hypericin aus und färbt deine Finger rot.
Ein weiteres Erkennungsmerkmal findest du am Stängel: tastest du ihn ab, spürst du zwei Kanten.


Die schwarzen Punkte auf den Blüten des Johanniskrauts sind die Öldrüsen

Für die Hausapotheke

Die goldgelbe Schönheit ist Stimmungsaufheller und gleichzeitig Allrounder was Verletzungen angeht. Schon Paracelsus schwärmte: „Ihre Tugend kann gar nicht genug beschrieben werden. Es ist ein Universalmittel mit höchster Wirkkraft, der sich alle beugen müssen.“
Dafür verantwortlich sind Wirkstoffe wie Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle. Diese Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen ist in den Blättern und Blüten enthalten.


Innerlich angewendet

Blüten und Kraut kannst du frisch in die Kanne geben und dir einen Tee aufbrühen oder du trocknest die Pflanzenteile schonend und bereitest dir einen Vorrat für den Winter zu. Denn Johanniskrauttee hilft bei leichten Depressionen wie z.B. dem Winterblues. Als waschechtes Sommerkraut nimmt es Licht und Wärme mit in die dunkle Jahreszeit und wirkt stimmungsaufhellend. Auch Verdauungsbeschwerden, Magen- und Darmschleimhautentzündungen kann es lindern. Bei Unruhe und Schlafstörungen kann es entspannend und ausgleichend auf uns wirken.
Aber Vorsicht: auch innerlich angewendet, kann es uns insgesamt überempfindlich gegenüber Licht machen, was wir dann vielleicht erst merken, wenn im Frühling die Sonne wieder intensiver strahlt. Deshalb also lieber vorsichtig ausprobieren, viel hilft nicht immer viel.

Beruhigender Tee aus frischem Johanniskraut

Äußerlich angewendet

Das markante rote Öl kann bei Wunden, Quetschungen und Prellungen aufgetragen und sanft einmassiert werden. Das sorgt für erstaunlich schnelle Linderung. Auch Muskelbeschwerden und -verspannungen werden abgemildert und sogar bei hartnäckigen Nervenschmerzen, Rheuma und Gicht kann es Abhilfe schaffen.
Eine Salbe aus dem Ölansatz hat sich auch bei Hautproblemen bewährt.
Hier bitte besonders vorsichtig sein: Als effektiver „Lichtbringer“ macht es die Haut lichtempfindlicher. Deshalb bitte nie mit Johannisöl oder Salbe einreiben und dann in die Sonne gehen, sondern umgekehrt!

Öl und Salbe aus Johanniskraut

Rotöl aus Johanniskraut selber machen

Möchtest du es selber einmal ansetzen? Es ist wirklich kinderleicht!
Blüten oder Kraut erntest du an einem sonnigen und trockenen Tag, möglichst vor der Mittagshitze. Es gibt viele unterschiedliche Rezepte und jeder schwört natürlich auf seins: der eine erntet nur die Blüten, der andere möglichst viele Knospen, der andere schneidet das Kraut ganz klein…. – alles funktioniert irgendwie.
Ein Tipp, wenn du z.B. nur wenige Pflanzen im eigenen Garten hast: Wenn du nur die Blüten erntest, kannst du über mehrere Tage sammeln und jeden Tag die frischen in dein Öl geben. Sie saugen sich schnell mit Öl voll und sinken dann nach unten, so dass sie luftdicht abgeschlossen sind und keine Schimmelgefahr mehr besteht, wenn das Glas mehrmals geöffnet wird.

Rezept Johanniskraut-Rotöl

Du brauchst dafür:

– 1 großes Einmachglas
– frische Johanniskrautblüten (oder das gesamte Kraut im oberen Drittel der Pflanze)
– genug von einem guten Olivenöl, um das Kraut im Glas vollständig zu bedecken
(für 2 gehäufte Handvoll Blüten oder zerkleinertes Kraut reichen etwa 500 ml)

Und so geht es:

1. Breite die gesammelten Pflanzenteile eine Stunde auf einem Tuch an einem schattigen Ort im Garten aus. Dann können die Insekten herauskrabbeln

2. Gebe die Blüten (oder das zerkleinerte Kraut in das Einmachglas und gieße das Öl darüber. Achte darauf, dass alle Pflanzenteile mit Öl bedeckt sind

3. Schließe nun den Glasdeckel, aber lass erst mal den Gummiring weg, so dass für ca. 3-4 Tage noch ein wenig Luftaustausch stattfindet

4. Danach verschließt du das Glas luftdicht und stellst es an einen hellen, warmen Platz. Nach ca. 5 – 6 Wochen ist das Öl dunkelrot gefärbt und kann abgeseiht und in kleine Fläschchen abgefüllt werden


Johanniskraut-Salbe

Aus dem knallroten Ölauszug kannst du jetzt auch deine eigene Salbe herstellen.
Am besten verwendest du einen Cremetiegel aus Braunglas, dann ist deine Creme vor Helligkeit geschützt. Wenn du sie an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahrst, lässt sich die Creme mindestens ein halbes Jahr lagern
Damit das Öl fest wird, wird Bienenwachs verwendet, wenn du eine vegane Alternative suchst, eignen sich z.B. Beeren- oder Sonnenblumenwachs. Bei Edenreich gibt es eine gute Anleitung, mit welcher Mischung du die beste Konsistenz erreichst.

Für 1 Cremetiegel (60 ml) brauchst du:

45 ml Johanniskraut-Rotöl
10 g Bienenwachs
5 g Kakaobutter

Und so geht es:

1. Der Cremetiegel und auch alle anderen Utensilien sollten sauber, am besten  mit hochprozentigem Alkohol desinfiziert sein

2. Schmelze Bienenwachs und Kakaobutter im Rotöl im heißen Wasserbad. Dazu kommen die Fette in einen kleinen Topf, der in einen größeren gehängt wird, in dem Wasser erst zum Kochen, dann zum Sieden gebracht wird. Der kleine Topf sollte nicht im Wasser hängen, sondern nur durch den Wasserdampf erhitzt  werden

3. Rühre mit einem Holzstäbchen um, so dass eine glatte Masse entsteht und fülle diese in den oder die vorbereiteten Salbentiegel.


Bitte immer vorsichtig sein!
Was aus der Natur stammt, ist nicht automatisch „sanft“ und wohltuend. Wie bei allen Medikamenten gibt es Gegenanzeigen und Nebenwirkungen. Je potenter ein Heilmittel, desto größer auch die Gefahr, es falsch anzuwenden.
Beim Johanniskraut kann das die photo-toxische Wirkung, also extreme Lichtempfindlichkeit sein. Andere Beruhigungs- oder auch Narkosemittel können durch die Einnahme von Johanniskraut verstärkt werden. Und in der Wechselwirkung mit bestimmten Medikamenten, z.B. bei Herzleiden kann es zu einer verminderten Wirksamkeit kommen. Deshalb also bitte immer ärztlich abklären lassen, ob eine Medikation unbedenklich ist.


Bei uns findest du viele Bilder rund um Ideen in, mit und aus der Natur.
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Wir geben uns große Mühe, gut zu recherchieren und unsere Rezepte selber auszuprobieren. Bevor du selber Pflanzen sammelst, solltest du dir immer zu 100 % sicher sein, dass du sie eindeutig bestimmen kannst und dass sie nicht unter Naturschutz stehen. Alle Hinweise zum Genuss von Wildpflanzen und zu ihrer Wirkung auf die Gesundheit haben rein informativen Charakter. Trotz sorgfältiger Prüfung besteht daher kein Anspruch auf Vollständigkeit, ebenso übernehmen wir keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben.

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