Die Stille suchen, Dinge langsam machen und innere Pausen einlegen – all das wirkte lange verstaubt und überflüssig. Jetzt merken wir, dass es ohne nicht geht. Um uns herum erneuert sich alles immer schneller, und gleichzeitig wächst unser Bedürfnis nach Halt und Zentrierung. Wie schaffen wir es, den Schalter umzulegen? Es liegt nahe, nach Fernost zu schauen, um sich Anregungen zu holen, denn im ZEN-Buddhismus wurde die Suche nach der Achtsamkeit perfektioniert. Ob Meditation, Kunst oder Teezeremonie, alles ist darauf ausgerichtet, den Moment bewusst wahrzunehmen und unsere Gedanken in den Hintergrund treten zu lassen.
ZEN-Buddhismus
Die Grundidee von ZEN ist, seinen Körper und die Welt in Einklang zu bringen. Ziel ist es, dauerhaft Ruhe in den Kopf zu bekommen und einfach im Moment zu sein und sich von allem frei zu machen. Die Meditation kann uns hierbei ein große Hilfe sein. Wem es schwer fällt still zu sitzen und zu meditieren kann eine andere Herangehensweise für sich testen: die Entspannung durch Konzentration auf eine durchstrukturierte Tätigkeit. Auch das ist ein Teil von ZEN und wird unter anderem durch die japanische Teezeremonie trainiert.
Japanische Teezeremonie
Wer dieses komplexe Ritual beherrschen möchte, muss die zahlreichen Regeln und Bedeutungen jahrelang studieren und trainieren. Die Regeln sollen helfen, Ruhe und Klarheit zu finden, während der Schüler dem Weg folgt, der vorgegeben ist.
Aber keine Sorge: Die perfekt ausgeführte japanische Teezeremonie steht für uns nicht im Vordergrund, würde sie jeden Laien mit all ihren Abläufen schlichtweg überfordern. Es geht vielmehr darum, ein Ritual in den Alltag zu integrieren, mit dem wir der Handlung in unserem Hier und Jetzt eine bewusste Bedeutung geben. Wenn wir uns konzentrieren und gedanklich bei dem bleiben, das wir gerade ausführen, werden wir automatisch ruhiger und ausgeglichen.
Kyusu-Teekanne Matcha-Tee
Wie wir einen einfachen Rahmen der fernöstlichen Tradition umsetzen können, erklärt uns die Tee-Sommelière Petty Theile.
Petty Theile führt seit 2009 mit Leidenschaft Theiles Theehaus in Mülheim an der Ruhr. Ihre Liebe zum Tee entdeckte sie schon als Kind und sammelt seitdem Wissen rund um das facettenreiche Getränk, das sie gerne mit ihren Kunden teilt.
Interview mit Petty Theile
Was ist das besondere an einer Teezeremonie?
„Die japanische Teezeremonie ist eine formalisierte Kunst, bei der jede Handbewegung stimmen muss. Der Raum wird angepasst, der Weg befeuchtet, so dass alles gereinigt ist, die Teeschale auf die Jahreszeit abgestimmt, der Kimono ausgewählt … wirklich alles hat eine Bedeutung.“
Beim Streifzug durch die Teekulturen steht Asien ganz oben. Wann wurde der Matcha interessant?
„Meine erste Begegnung war nicht sehr spektakulär. Als junge Teefachverkäuferin gab es bei uns eine Schale, einen Besen und Matchapulver, das mich geschmacklich überhaupt nicht überzeugte. Seitdem habe ich mehrere Schulungen und Seminare besucht und habe gelernt, guten Matcha zu schätzen und die Feinheiten und Unterschiede zu entdecken.“
Und wann kam die traditionelle Teezeremonie ins Spiel?
„Das Interesse war schon früh da, wenn auch nicht so ausgeprägt. Später habe ich bei der Urasenke-Stiftung, eine der wichtigsten Schulen der japanischen Teezeremonien, ein Seminar besucht und merke heute, dass durch das Ritual mehr Energie fließt, die Wirkung des Tees stärker und konzentrierter ist.“
Wie viel Wissen braucht der Laie, um für sich eine Teezeremonie nach japanischem Vorbild zu gestalten?
„Man braucht pulverisierten Grüntee, also den Matcha, eine Schale (die ruhig aus dem Küchenschrank stammen darf) und einen Matchabesen, den Chasen, um den Tee schaumig zu rühren. Und man sollte sich Zeit nehmen. Das ist auch schon alles. Die Art und Weise, wie man den Tee mit Bedacht in Ruhe zubereitet und genießt, darf dann gerne individuell sein.“
Kann man Fehler machen?
„Ja. Es geht nicht um die edle und teure Ausstattung, zu der man dann günstigen Tee wählt, sondern der Tee steht im Mittelpunkt und sollte so hochwertig wie möglich sein.“
Wie erkenne ich guten Matcha?
„Er sollte samtig-grasig schmecken und einen frischen Duft haben. Wie mit allem, muss man einfach ausprobieren, was einem schmeckt, In Tee-Fachgeschäften oder bei guten Online-Händlern (z.B. Keiko), können Sie sicher sein, dass eine hohe Qualität gewährleistet ist.“
Wo kann ich mehr erfahren, wenn mein Interesse an der traditionellen Zeremonie geweckt wurde?
„Ich kann das Buch ‚Die Grüntee-Therapie‘ von Rosina Sonnenschmidt empfehlen. Mit vielen anschaulichen Beschreibungen fürhrt sie den Leser durch die Zubereitung und den perfekten Teegenuss in der japanischen Teezeremonie.“
An dieser Stelle vielen Dank an Petty Theile für das interessante Interview!
Weitere Infos zu Theiles Theehaus gibt es unter:
http://www.theiles-theehaus.de/
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