Eins der Themen, auf das wir uns ganz besonders gefreut haben, ist das Färben mit Pflanzen. Früher war es ein anerkanntes Handwerk und für die Färber wichtig, mit Pflanzen zu arbeiten, die auch farbecht waren.
Heißt: sie sollten nicht durch Licht oder Regen ausbleichen, so dass nach einigen Wochen die Menschen alle wieder nur in Beige herumliefen. So kristallisierten sich besondere Pflanzen heraus, die diese Eigenschaften mitbrachten. Andere strahlen zwar in der Natur und liefern super Ergebnisse, bleichen aber schnell aus. Mit diesem Thema werden wir uns im Lauf des Sommers noch weiter beschäftigen.
Im Moment faszinieren uns einfach die vielen Möglichkeiten beim Färben mit Pflanzen kreativ sein zu können, nicht die perfekten Ergebnisse. Als begeisterte und ambitionierte Anfänger lieben wir es zu experimentieren, denn bei der Arbeit mit Naturmaterialien können selbst bei fast exakter Vorgehensweise Ergebnisse variieren. Mitunter erzielen wir sogar schönere Ergebnisse, wenn wir mal etwas vom vorgesehenen Weg abweichen.
Da es gerade überall so schön gelb leuchtet, haben wir mit dem Löwenzahn (und etwas Goldrute für einen intensiveren Gelbton) einen Versuch gestartet und ein gelbes Pigment hergestellt, das wir demnächst als Wasserfarbe verwenden möchten.
Es hat schon was von Alchemie, wenn der Dampf aus dem Topf steigt und der Schaum hochbrodelt. …Und dann erst das Erfolgserlebnis, wenn die zerfurchte Farbschicht trocknet und wir das gelbe Pulver ernten können!
Aber schön eins nach dem anderen…
Erst einmal eine Liste der Dinge, die du brauchst:
- ein hoher Topf (denn die Flüssigkeit schäumt einmal hoch)
- 4 Handvoll Löwenzahnblüten
- 1 EL getrocknete Goldrute
- ca. 2 EL Alaun (als Fixiermittel) pro 200 ml Färbeflüssigkeit
- ca. 2 EL Soda (oder Kieselerde oder Milchzucker) als Feststoff, damit wir nachher ein Farbpulver bekommen
- 1 langer Holzlöffel (bzw. eine lange Holzgabel oder ein alter Quirl)
- 1 Trichter
- Nesselstoff zum Abseihen
- 1 Glas oder eine Flasche, um die Farbflüssigkeit aufzufangen
- 1 Stück dickes Papier (du kannst auch ein Porzellanbrett nehmen)
- und etwas Geduld 😉

Schritt 1:
Sammle die Löwenzahnblüten, wenn sie voll erblüht sind und lege sie mit den Goldrutenblüten in den Topf. Regenwasser wäre ideal, aber du kannst auch Leitungswasser dazugeben und die Blüten gerade eben mit Wasser bedecken. Nutze einen Messbecher, damit du die ungefähre Flüssigkeitsmenge kennst. Drücke die Blüten ruhig etwas an. Dann lass sie über Nacht stehen
Schritt 2:
Am nächsten Tag lässt du alles ca. 15 Minuten kochen. Dann gibst du das Alaun dazu, rührst es um, bis es sich aufgelöst hat und lässt alles noch einmal 30 Minuten weiterkochen.
So entsteht dein gelber Farbsud.
Alaun (Kaliumaluminiumsulfat) ist ein natürlich vorkommendes Metallsalz, das schon im Mittelalter zum Färben verwendet wurde. Es verhindert bis zu einem gewissen Grad, dass die Farben ausbleichen.
Wenn ihr Wolle oder Stoffe färben möchtet, sollten diese auch zuerst in einer sogenannten Beize aus in Wasser gelöstem Alaun vorbehandelt werden, damit sie die Farben gut annehmen.
Schritt 3:
Damit die Farbpigmente sich nachher absetzen, kommt jetzt der Feststoff ins Spiel. Erhitze dazu 150 ml Wasser und rühre das Soda darin ein. Dann gibst du das noch heiße Soda-Wasser zu dem heißen Farbsud.
Achtung: jetzt schäumt es ganz schön, deshalb ist es wichtig, dass der Topf hoch ist und an einem Platz steht, an dem nichts passieren kann, falls mal etwas überläuft. Alles schön verrühren, bis der Schaum sich wieder setzt.

Schritt 4:
Die Flüssigkeit lässt du nun über Nacht abkühlen.
Schritt 5:
Am nächsten Tag kannst du dann die Farbschicht auffangen, die nachher fest wird und die wir dann trocknen und zu Pulver zerreiben können.
Nimm dazu eine Glasflasche oder ein Weckglas und stelle einen Filter hinein. In den Filter legst du ein Stück Nesselstoff und dann gießt du vorsichtig etwas von dem Farbsud hinein.
Die Blüten sollten nicht mit in den Trichter kommen, am besten verwendest du ein feines Sieb.
Jetzt dauert es etwas, bis die Flüssigkeit in die Flasche läuft und sich auf dem Stoff eine zähflüssige Farbschicht abgesetzt hat.
Wenn keine Flüssigkeit mehr durchläuft, nimmst du dir ein dickes Stück Aquarellpapier.
Entferne das Tuch aus dem Filter und lege es auf einen Teller. Dann kannst du mit einem Messer die dicke Farbschicht von dem Stoff abheben und sie gleichmäßig auf das Papier streichen.
Wiederhole den Vorgang so oft, bis Farbsud aufgebraucht ist. Drücke auch die Blüten gut aus, um den Rest der farbigen Flüssigkeit nicht zu verschwenden.
Du kannst nach einigen Malen auch ein neues Stück Stoff nehmen, wenn es nicht mehr so gut durchläuft.

Schritt 6:
Jetzt lässt du das Papier an einem warmen Ort mehrere Tage trocknen. Wenn keine dunklen Feuchtigkeitsflecken mehr zu sehen sind und die Schicht aufreißt und wie krakeliert aussieht, kannst du das Pigment mit einem Messer abschaben.
In einem Mörser zerstößt du es zu feinem Farbstaub, den du dann in ein Glas füllen kannst.
Du kannst jetzt schon mit der Farbe wie mit Kreide malen, aber sie hält natürlich nicht richtig auf Papier. Dazu brauchst du noch ein Bindemittel, z.B. Gummi Arabicum, ein natürliches Harz, mit dem du die Farbpigmente vermischst. Dann kannst du sie wie Aquarellfarben benutzen.
Farben binden kann man übrigens auch mit Öl, Mehl, Stärke, Ei oder Quark.
Schau mal hier: Farben und Leben online
Mit der aufgefangenen Farbe kannst du auch Stoffe und Wolle färben, die allerdings nicht synthetisch sein dürfen. Dazu gibt es demnächst noch weitere Blogartikel bei uns.
Arbeitsmaterialien
Alles rund ums Färben (Beizematerialien und getrocknete Pflanzen) findet ihr z.B. hier:
Das Wollschaf
Wenn du noch keine eigenen Färbe-Erfahrungen gesammelt hast, sind die Starter-Kits von Lisa von krickelhermi (im Bild unten links) vielleicht etwas für dich. Du kannst dir eine Pflanze von mehreren aussuchen und im Lieferumfang ist dann alles, was du für die Herstellung des Pigments brauchst. Eine gute und präzise Anleitung von ihr führt dich Schritt für Schritt durch den Prozess.
Kleiner Hinweis: das Bindemittel ist nicht im Lieferumfang eingeschlossen, das müsstest du nochmal separat bei ihr bestellen.
Rechts im Bild: du kannst auch Lisas selbst hergestellte Wasserfarben bei ihr kaufen, die sie in Walnussschalen füllt.

Bei uns findest du viele Bilder rund um Ideen in, mit und aus der Natur.
Schau gerne mal bei MAKING MOODS vorbei oder klicke hier, wenn du mehr Bilder zum Thema ‚Färben mit Pflanzen‘ suchst
4 Comments
Senta Hinz-Singletary
6. Dezember 2021 at 11:32Hallo, super Block hast du da. Ich hab eine Frage..welches Soda nutzt du da? Es gibt ja auch waschsoda oder Backpulver dass als Soda bezeichnet wird. Liebe Grüße
Susanne Grüters
6. Dezember 2021 at 13:44Hallo Senta,
vielen lieben Dank für dein Feedback!
Für das Färben, bzw. Pigment gewinnen, sollte man das Waschsoda aus der Putzmittelabteilung nehmen. Du findest es in fast allen Drogeriemärkten und auch mancher Supermarkt führt es.
Das Speisesoda zum Backen reagiert sehr viel milder und ist eher nicht geeignet.
Liebe Grüße,
Susanne
Henne
5. Juli 2022 at 12:50Hallo, habt ihr zufällig einen Tipp wenn es NICHT schäumen will? Manchmal klappt es manchmal nicht 🙁
Susanne Grüters
5. Juli 2022 at 17:39Hallo Henne,
wichtig ist, dass du Wasch-Soda verwendest, kein Back-Soda, denn das ist eigentlich Natron und damit funktioniert es nicht.
Im Drogeriemarkt gibt es Wasch-Soda in der Putzmittel-Abteilung.
Noch eine mögliche Fehlerquelle: der Farbsud sollte ungefähr so heiß sein wie das angerührte Sodawasser.
Dann müsste es normalerweise sofort hochschäumen, wenn beides zusammenkommt.
Ich hoffe, das hilft weiter – und drücke die Daumen für den nächsten Versuch 🙂