Gesammelte Blätter aus Garten oder Wald, Essigwasser, Eisennägel für die Beize, etwas zum Aufwickeln oder Pressen und natürlich Stoff oder Papier zum Bedrucken – viel mehr braucht es nicht, um die Formen der Natur einzufangen. Die Ergebnisse reichen von Konturen bis zu detailreichen Abbildungen. Manche Blätter sind recht sparsam und ergeben durch die Kombination von Beize, Druck und Hitze nur einen Umriss, bei anderen dagegen zeigt sich jedes kleinste Detail bis in die Blattadern. Was am Ende heraus kommt, ist selbst mit viel Erfahrung nicht planbar und das macht auch den besonderen Reiz aus.
Arbeitsmaterialien:
- Papier oder Stoff (nur Naturstoffe)
- eine Schüssel Wasser mit etwas Essig, um Papier oder Stoff durchzufeuchten
- Eisenwasser als Beize (die Anleitung findest du direkt unter diesem Kasten)
- Blätter (weiter unten gibt es eine Aufzählung, welche sich besonders gut eignen)
- zum Aufwickeln oder Pressen: z.B. Blechdosen, möglichst glatte Zweige, Holzspulen, Holzstäbe oder Kacheln
- alte Stoffe zum Abpolstern beim Aufwickeln oder Pressen
- Kordel oder Mullbinden/Klemmen für die Kacheln
- 1 großer Topf mit Siebeinsatz
Eisenwasser selber machen:
Für die Beize werden Eisenteile in Wasser gelegt. Sie rosten im Lauf der Zeit und so entsteht die Entwicklerflüssigkeit, in die die Blätter getaucht werden, bevor man sie presst.
Nägel, zum Beispiel, bekommt man überall und sie passen auch in ein großes Schraubglas. Sie brauchen noch nicht angerostet sein, das passiert schnell im Wasser. Auch Blechdosen eignen sich gut. Dazu kommt ein Schuss Essig und in 1 – 2 Wochen hat sich Rost gebildet und die Flüssigkeit ist braun geworden.

Welche Pflanzen eignen sich?
Unsere ersten Eco-Printing Versuche haben wir mit Blättern gemacht, aber natürlich eignen sich auch Gräser und Blüten. Nicht alle Blätter färben gleich gut, darum hier einige, die gute Ergebnisse liefern und Lust auf mehr machen:
Blätter von Ahorn, Birke, Brombeere, Eberesche, Eukalyptus, Eiche, Geranium, Perückenstrauch, Rose und Walnuss verfügen über genügend Tannine und Säuren, um deutliche Abdrücke zu liefern.
Blüten, die sich für das Eco-Printing eignen, sind z.B. Johanniskraut, Glockenblumen, Malven, Geranien und Petunien. In die rostigen bis grau-schwarzen Abdrücke mischen sich dann auch die Farbkleckse der Blumen.

Und so geht es
Schritt 1: Stoff oder Papier mit Essigwasser gut anfeuchten
Das Papier kann ganz eingetaucht werden (danach schön abtropfen lassen) oder lässt sich auf einer Arbeitsfläche mit einer Sprühflasche mit dem Wasser-Essig-Gemisch befeuchten
Schritt 2: Papier oder den Stoff glatt streichen
Dann wird die feuchte Vorlage auf einem ebenen Untergrund ausgebreitet und für einen deutlichen Abdruck alle Falten heraus gestrichen. Achtung: Eisenwasser hinterlässt Flecken, am besten Handschuhe verwenden, denn die Fingernägel werden schnell schwarz
Schritt 3: Blätter in Eisenwasser tauchen und gut abtropfen lassen
Die Blätter werden jetzt in die Entwicklerflüssigkeit, das Eisenwasser, gegeben. Erneut abtropfen lassen und auf dem Papier oder Stoff so arrangieren, wie es am schönsten aussieht. Wichtig zu wissen ist, dass die Blätter auf der Unterseite ihre Farben am intensivsten abgeben
Schritt 4: Mit einer weiteren Lage Papier oder Stoff abdecken
Wahlweise kann auch nur die eine Hälfte vom Papier oder Stoff belegt und später die obere Hälfte darüber geklappt werden. Dann ist es ratsam die Blätter abwechselnd mit der Ober- und Unterseite nach unten zu legen, das ergibt ein gleichmäßigeres Muster auf beiden Teilen. Die Oberseite der Blätter ergibt zwar Abdrücke, aber schwächere

Schritt 5: Wickeln oder pressen
Hier einige Möglichkeiten:
· Zwei Kacheln zwischen die – wie in einer Blütenpresse – mehrere Lagen Papier oder Stoff mit Blättern gestapelt werden. Für ein besseres Ergebnis werden die Innenseiten der Kacheln mit Stoffen gepolstert, so dass der Druck sich besser verteilt.
· Holzspulen, die sich für Stoffbahnen (z.B. für bedruckte Bänder) eignen
· Holzrollen oder möglichst gleichmäßige Äste (für größere Stücke Stoff oder Papier)
Um die Äste kann auch erst einmal eine polsternde Schicht Stoff (z.B. Filz) gewickelt werden, um Unregelmäßigkeiten auszugleichen.
· Rostige Blechdosen, die auch Farbe abgeben. Sie eignen sich gut, wenn zu den Blattabdrücken auch noch der Hintergrund farblich mitgestaltet werden soll. Blechdosen ohne Rost funktionieren natürlich auch als Wickelkern.
Schritt 6: Fest verpacken
Jetzt wird das mit Blättern ausgelegte Papier (oder der Stoff) sehr straff gespannt und so eng wie möglich um den Wickelkern gerollt. Wichtig ist, dass viel Druck entsteht. Mit Kordel oder Mullbinden wird das Ganze fest fixiert. Kordel ergibt später Rillen, die natürlich auch ein schöner Effekt sein können. Möchte man sie vermeiden, hilft eine abschließende dicke Isolierschicht mit Baumwoll- oder Filzstoff, der die Abdrücke abmildert. Mullbinden decken großflächiger ab und es gibt später kein Rillenmuster.
Zwischen Kacheln können Papiere oder Stoffstücke mit den Blättern übereinander gestapelt werden. Wie beim Blumenpressen sollten immer Trennpapiere eingebaut werden, damit die Farben nicht in obere und untere Schichten laufen. Die Kacheln können ebenfalls in Stoff eingewickelt werden oder wenn die Polsterung durch das Innenleben schon gegeben ist, lässt man sie so wie sie sind. Mit kräftigen Klemmen wird alles schön gepresst. Fehlen passende Klemmen, tut es ein schwerer Bücherstapel aber auch.

Schritt 7: Eine Stunde dämpfen
Dazu eignet sich ein großer Topf mit Siebeinsatz, z.B. ein hoher Spargeltopf. Ein normaler Topf mit einem Küchensieb geht auch. Wichtig ist, dass nur der Wasserdampf die zukünftigen Drucke erreicht. Ideal wäre, wenn der Deckel so aufgesetzt werden kann, dass an den Seiten nur etwas Dampf entweicht. Falls nicht, können die Teile, bei denen eine Seite oben liegt, regelmäßig gewendet werden. Dann kann man die Dämpfzeit ruhig um eine halbe bis eine Stunde verlängern.
Schritt 8: Auskühlen lassen
Vielleicht das Schwierigste an der ganzen Sache, denn die Neugier ist groß. 😉
Aber es zahlt sich aus, einfach mal einen Tag zu warten, bevor es ans Auswickeln geht, denn so kann der Färbeprozess noch intensiviert werden.
Schritt 9: Auspacken, staunen, freuen
Jetzt wird ausgewickelt, entrollt und entfaltet. Die Pflanzenreste wandern in den Kompost, und auf den Stoffen und Papieren haben sie sich in Konturen, Flächen, Schraffierungen und Skizzen verewigt. Man möchte sofort wieder loslegen und weiter experimentieren!
Stoffe, die als Kleidung oder ähnliches verwendet werden, können jetzt in Essigwasser ausgewaschen werden, bis keine Farbe mehr herausgespült wird.

Vorlagen für kreative Projekte
Hier einige Anregungen, was sich alles mit den bedruckten Papieren und Stoffen anfangen lässt:
- Schön gerahmt werden sie zum Wandschmuck
- Das Papier im A6 Format (14,8 cm x 10,5 cm) ausschneiden und auf der Hinterseite wie eine Postkarte gestalten, mit den entsprechenden Linien für Mittel-Trennung und Adresszeile.
Dann kann sie beschriftet und verschickt werden - Kleine Geschenkanhänger. Stoffe können zuerst auf dickeres Papier oder Karton geklebt und dann ausgeschnitten werden
- Im Gartentagebuch, Album oder Bullet Journal lassen sich mit den naturfarbenen Prints edle Themenseiten gestalten
- Und natürlich können die Abdrücke nicht nur „pur“ verwendet, sondern auch in Zeichnungen oder Malereien integriert werden
Weitere Anregungen und Motive zum Eco-Printing, aber auch zu anderen Färbetechniken mit Pflanzen gibt es hier: MAKING MOODS unter ‚Färben mit Pflanzen‘
2 Comments
ECOprint – Sommerpost 2022 – die Farbschneiderei – Tanja Götz
30. August 2022 at 0:27[…] Eco Printing – Mit Blättern drucken – MAKING MOODS (making-moods.de) […]
Susanne Grüters
30. August 2022 at 7:38Vielen lieben Dank fürs Verlinken! 🙂