In der heißesten Zeit des Jahres begegnen wir der Sonnenfarbe auch in der Wildblumenwelt überall. Die Farbe Gelb ist für uns untrennbar mit dem Himmelskörper verbunden und symbolisiert wärmende Kraft und Energie. Viele der jetzt gelb blühenden Pflanzen stecken voll davon und faszinieren nicht nur durch Schönheit, sondern auch Charakter.
Die Königskerze – hilft bei Reizhusten
Eine majestätische Erscheinung, die ab Juni auf Wildwiesen meist hoch über die anderen Wildpflanzen hinausragt. Die Gemeine Königskerze (Verbascum phlomoides) kann bis zu 3 m hoch werden, die zierlichere Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) wird nur 1,5 m hoch. Ihre Blüten stecken voller Schleimstoffe, die besonders bei trockenem Husten und Reizhusten eine Wohltat sind, denn sie legen sich als beruhigender Film über die gereizten Stellen. Saponine sorgen dafür, dass sich das Sekret löst, das sich bei Entzündungen in unseren Atemwegen festsetzt. Vor allem die Blüten (aber auch die Blätter) können gesammelt und schonend getrocknet werden, um einen Vorrat für die Winter- und Hustenzeit anzulegen. Ganz wichtig: dunkel und trocken lagern, denn die Königskerze ist empfindlich und schimmelt leicht.
Für einen Hustentee braucht es dann ca. 2 g der getrockneten Blüten auf 1 Tasse Wasser, das gekocht und auf ca. 70 °C heruntergekühlt wurde. 10 – 15 Minuten ziehen lassen.
Vorsicht: Blüten und Blätter sind mit kleinen Härchen übersät, die auch reizen können. Deshalb den Königskerzen-Tee immer noch einmal filtern.
Übrigens:
Die Blüten der Königskerze öffnen sich in den frühen Morgenstunden und sollten bis ca. 10 Uhr gepflückt werden, um die stärksten Heilkräfte nutzen zu können. Danach beginnen sie bereits zu welken. Die Blüten können in einem Dörrautomaten oder im Backofen bei offener Backofentüre (bei ca. 30 – 35 °C) getrocknet werden. An der Luft funktioniert es meist nicht, weil sie – viel stärker als die meisten anderen Blüten – Feuchtigkeit aus ihrer Umgebung ziehen.

Das Echte Labkraut – für veganen Käse
Das Echte Labkraut (Galium verum), auch Gelbes Waldstroh genannt, bildet im Hochsommer gelbe Wolken aus winzigen Sternenblüten, die nach Honig duften. Im englischen Raum heißt das Kraut Lady’s Bedstraw, was zum einen religiösen Bezug hat, vielleicht aber auch darauf zurückzuführen ist, dass früher die Matratzen mit u.a. dem aromatischen Kraut gefüllt wurden. In der Naturheilkunde wird es bei Nieren- und Blasenerkrankungen eingesetzt und äußerlich hilft es bei Wunden, die nicht heilen wollen.
Für Vegetarierer interessant: Vor allem das Echte Labkraut enthält ein Enzym, das für die Milchgerinnung sorgt und so Milch zu Käse werden lässt.
Hier einmal eine Anleitung für Frischkäse (Hartkäse funktioniert leider nicht) mit dem duftenden Kraut:
Selbstgemachter Frischkäse mit Labkraut
Schritt 1:
Ca. 7 – 10 Stängel Labkraut zu einem Strauß binden (oder in einen Filterbeutel geben) und in 1 L auf ca. 30 °C erwärmte Milch legen. Leicht in der Milch schwenken, so dass das Kraut gut befeuchtet ist und untertaucht
Tipp
Hier gilt tatsächlich: viel hilft viel. Je mehr Labkraut verwendet wird, desto schneller stockt die Milch. Früher wurde aus dem Kraut ein Kranz gewunden und in die Milch gegeben. Das Labkraut ist allerdings sehr fein und die später gestockten Käsebröckchen bleiben darin hängen, deshalb ist diese Methode zwar hübsch, aber unpraktisch.
Möchtest du keine Krautreste im Käse haben, kannst du das Labkraut in Filterbeutel füllen und in die Milch geben.
Schritt 2:
Die Schüssel mit einem sauberen Tuch abdecken und im Ofen bei ca. 40 °C ziehen lassen.
Jetzt heißt es: Geduld haben. Zugluft, wie z.B. beim Öffnen des Ofens zum Nachschauen sollte vermieden werden. Es dauert etwa 20 – 25 Stunden bis die Milch gestockt ist
Schritt 3:
Das Labkraut entfernen und den Frischkäse in ein mit einem Mulltuch ausgelegten Sieb legen. Eine Stunde abtropfen lassen. Die Molke kann aufgefangen und ebenfalls verwendet werden
Schritt 4:
Den Käse in mehrere Würfel schneiden und noch einmal eine Stunde abtropfen. Zum Schluss gut im Mulltuch auspressen
Schritt 5:
Jetzt kann der Käse in einer Schüssel mit Salz oder Kräutern nach Belieben gewürzt werdem
Übrigens:
In England und Irland bekamen traditionell Käsesorten wie Chester und Double Gloucester durch das Labkraut ihre intensive Gelbfärbung. Und auch in der Stoff- und Wollfärberei wird es vor allem in Schottland selbst heute teilweise noch eingesetzt. Seine Blüten färben gelb und die Wurzeln rot.

Der Odermennig – das Kraut für die Stimme
Die zierlichen gelben Rispen von Agrimonia eupatoria sieht man oft an Wegrändern oder auf Wildwiesen. Er ist eines der weniger bekannten Wildkräuter, obwohl es als DAS Kraut der Sänger und Redner gilt. Früher wurde vor Auftritten häufig mit Odermennig-Tee gegurgelt.
Sein süßer Duft, eine Mischung aus Honig- und Aprikose, ist ein weiterer Grund, ihm viel mehr Beachtung zu schenken. Die Blüten duften in Teemischungen und Potpourris, in denen auch die getrocknete Wurzel verwendet werden kann. Das Aroma ist sommerlich leicht und verbreitet einfach gute Laune. Beim Verräuchern im Herbst und Winter ist der Sommerduft eine Wohltat und hilft bei Unausgeglichenheit, Unruhe und Stress.
Auch in der Hautpflege finden wir den Odermennig. Er hilft in einer Salbe oder einem Ölauszug bei trockener und gereizter Haut und bei kleineren Irritationen und Wunden.
Hier einmal ein Salbenrezept:
Selbstgemachte Odermennig-Salbe
Zuerst braucht es einen Ölauszug. Dazu in einem Einmachglas 50 ml hochwertiges Olivenöl mit gerade so viel kleingeschnittenen Odermennigrispen ansetzen, dass die Blüten immer gut mit Öl bedeckt sind. Das Glas sollte an einem warmen Ort, ohne direkte Sonneneinstrahlung 4 Wochen ziehen. Täglich schwenken, so dass alle Pflanzenteile immer mit Öl bedeckt sind, sonst schimmelt es. Danach abseihen, als Heilöl einsetzen oder für eine Salbe verwenden.
Zutaten für die Salbe (60 g):
- 45 ml Odermennig-Öl
- 10 gr Bienenwachs (als vegane Alternative kannst du Beerenwachs nehmen)
- 5 gr Kakaobutter
Und so geht es:
Bienenwachs und Kakaobutter im Odermennig-Öl schmelzen. Dazu kommen die Fette in einen kleinen Topf, der in einen größeren mit kochendem Wasser gehängt wird. Der kleine Topf sollte nicht an das heiße Wasser kommen, sondern nur durch den Wasserdampf erhitzt werden.
Die Masse mit einem Holzstäbchen immer wieder umrühren, so dass sie schön geschmeidig wird. Danach in Salbentiegel abfüllen
Übrigens:
Hundebesitzer haben vielleicht unwissentlich schon mit dem Odermennig Bekanntschaft gemacht, wenn die Klettenzeit im Spätsommer beginnt. Denn auch er hat mit kleinen Widerhaken versehene Samenstände, die von Tieren im Fell weitergetragen werden. Das handelte ihm u.a. den volkstümlichen Namen Leberklette ein, der noch aus dem Mittelalter stammt, wo er auch zur Behandlung von Leberkrankheiten eingesetzt wurde

Die Nachtkerze – hilft unserer Haut
Sie ist eine Schönheit, die aufblüht, wenn es dunkel wird und dann herrlich duftet. Als Pflanze der Nachtschwärmer ist sie bei den Faltern, die in der Dunkelheit auf Nahrungssuche gehen, heiß begehrt.
Auch bei uns wurde sie einst oft und gerne in der Küche verwendet. Ihre Wurzel, auch als Schinkenwurzel bekannt, galt als beliebtes Gemüse und wartet nur darauf, wiederentdeckt zu werden. Die Knospen lassen sich im Pfannkuchenteig ausbacken und die Blüten sind farbenfrohe Zutat für Salate & Co. Da an der Pflanze immer nur einzelne Blüten erscheinen, haben wir bis in den September immer Nachschub.
Im Hochsommer zeigen sich bereits die am Stängel aufgereihten Schoten, in denen sich jeweils bis zu 300 Samen befinden. Aus ihnen wird das Öl gepresst, das in der Hautpflege so geschätzt wird. Es soll unsere Haut mit Feuchtigkeit versorgen und ihre natürliche Schutzfunktion stärken. Leicht einmassiert wirkt es entzündungshemmend, juckreizstillend und hautregenerierend.
Möchte man es nicht fertig kaufen, sondern selbst herstellen, empfiehlt sich bei größeren Mengen eine Ölmühle, denn die Produktion ist aufwändig. Zum Probieren geht es aber auch mit dem Mörser und ein wenig Muskelkraft.
Hier die Anleitung für eine Probiermenge:
Selbstgemachtes Nachtkerzenöl
Zutaten
- 30 ml Mandelöl
- 10 g Nachtkerzensamen
Zubereitung
Schritt 1:
Die Samenkapseln, die sich im oberen Teil des Stängels in den Blattachseln befinden, sammeln, wenn sie sich gerade öffnen. Auf ein Blech mit einem Küchenhandtuch oder Papier 2 Tage an einen warmen Ort legen. Alternativ können sie auch im Backofen bei 30 °C etwa 4 Stunden bei geöffneter Tür getrocknet werden
Schritt 2:
Alle Samen, die noch nicht selbst herausgefallen sind, aus den Schoten klopfen und in einen Mörser geben. Am besten mit der halben Menge anfangen, dann lassen sich die Samen einfacher zerstoßen
Schritt 3:
Und nun geht es ans Mörsern. Die Samenkörner ein wenig anstoßen, einige Tropfen Mandelöl dazu geben und weiter reiben, bis möglichst alle Samen geöffnet sind und sich eine breiige Konsistenz gebildet hat
Schritt 4:
Den Rest des Mandelöls zu der zerstoßenen Samenmasse in einen kleinen Topf geben, der in einen großen Topf mit siedendem Wasser gehängt wird. Der kleine Topf sollte hoch genug hängen, so dass durch den Dampf die Temperatur des Öls nicht über 40 °C steigt. Für etwa 3 Stunden darf das Öl nun ziehen
Schritt 5:
Das Öl durch Filterpapier abseihen und am besten in kleine Apothekerflaschen aus Braunglas füllen. So ist es vor Lichteinstrahlung geschützt. Der Ölauszug lässt sich pur verwenden oder kann als Gesichtscreme weiter verarbeitet werden
Übrigens:
Die Samen der Nachtkerze tun nicht nur der Haut gut. Ihre wertvollen Inhaltsstoffe wie u.a. Proteine, Flavonoide und Vitamin E sollen auch den Cholesterinspiegel senken und sich regulierend auf unseren Hormonhaushalt auswirken. Dabei schmecken sie auch noch gut, wenn sie über Gerichte wie Salate oder Bowls gestreut werden
Weiteres Bildmaterial zu den beschriebenen oder anderen Wildpflanzen gibt es bei MAKING MOODS unter Wildpflanzen & Heilkräuter
Wir geben uns große Mühe, gut zu recherchieren und unsere Rezepte selber auszuprobieren. Bevor du selber Pflanzen sammelst, solltest du dir immer zu 100 % sicher sein, dass du sie eindeutig bestimmen kannst und dass sie nicht unter Naturschutz stehen. Alle Hinweise zum Genuss von Wildpflanzen und zu ihrer Wirkung auf die Gesundheit haben rein informativen Charakter. Trotz sorgfältiger Prüfung besteht daher kein Anspruch auf Vollständigkeit, ebenso übernehmen wir keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben.
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