Die Formulierung „etwas mit Füßen treten“ ist bei uns ja generell verächtlich gemeint. Dabei kann uns auf diese Weise etwas begegnen, das wir sonst nicht wahrgenommen hätten. Zum Beispiel die Wegeriche, die oft unbeachtet an und sogar auf (Nomen et Omen) Wegen wachsen und es nicht mal übel nehmen, wenn wir in Horden auf sie treten.
Ihre Resilienz ist unglaublich, selbst auf stark frequentierten Wanderwegen gedeihen die kleineren der Truppe, die Breitwegeriche (Plantago major) hervorragend. Die höhere Verwandschaft, der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) bleibt dann doch lieber am Wegesrand und tarnt sich mit seinen hohen Blättern gerne im Gras. Sind wir aber einmal auf sie aufmerksam geworden, sehen wir auch ihre Schönheit, denn die oft als unscheinbar bezeichneten Blüten sind beim genaueren Hinsehen kleine Kunstwerke.

Multi-Talent in der Hausapotheke
Der Spitzwegerich ist eine vielseitige Heilpflanze und bietet uns wirksame und schnelle Hilfe bei Insektenstichen, Brennnesselziepen und kleineren Wunden. Wirst du unterwegs also von einer Biene oder Mücke gestochen, kannst du die Blätter in der Hand zerdrücken und auf die Stelle legen. Wenn nämlich die Blattadern aufbrechen, tritt der Pflanzensaft aus, der Aucubin, Gerb-, Bitter- und, Schleimstoffe enthält und entzündungshemmend wirkt.
Es spielt auch keine Rolle, welchen Wegerich du dafür verwendest, sie ähneln sich in ihren Eigenschaften. Früher sollen Wanderer sich regelrechte Wiesenpflaster daraus gebastelt haben.
Der Brei aus den zerdrückten Blättern wurde auf die Wunde oder den Stich aufgetragen, dann wurde ein größeres Blatt (z.B. vom Breitwegerich) darauf gelegt und mit einigen robusten Gräsern oder Halmen verknotet.

Wegerich gehört auch in den Hustensaft
Alleine oder mit anderen Pflanzen, wie z.B. Thymian, Salbei und Lungenkraut lässt sich aus ihm ganz einfach ein wirksamer Sirup herstellen, der bis zum Herbst reifen darf und zur Erkältungszeit dann gute Dienste leistet.

Hier ein Rezept, das du natürlich gerne auch mit anderen Heilkräutern anreichern kannst, die sich lindernd auf Reizungen der Atemwege ausüben. Dazu gehören z.B. die Blüten der Malve, Taubnessel und Königskerze oder der Gundermann und die jungen Triebe von Tannen oder Fichten.
Rezept Hustensirup mit Spitzwegerich
Du brauchst:
- 1 verschließbares Einmachglas (1 Liter)
- 1 Handvoll Wegerichblätter und je ½ Handvoll Salbei, Lungenkraut, Thymian (oder andere Hustenkräuter)
- ca. 750 g Zucker (oder Honig)
Und so geht es:
- Die Kräuter an einem trockenen sonnigen Tag morgens sammeln und auf einem Tablett draußen ausbreiten, so dass kleine Tierchen heraus krabbeln können.
- In das Glas gibst du eine ca. 1 cm dicke Schicht Zucker oder Honig.
- Die Kräuter werden dann grob zerhackt (du kannst sie auch im Mörser etwas zerstoßen) und eine ca. 3 cm dicke Schicht wird auf den Zucker gelegt.
- Jetzt wieder eine Schicht Zucker (ca. 1 cm) auffüllen. Das wiederholst du, bis das Glas voll ist oder du genug hast.
- Die oberste Schicht muss Zucker sein, damit die Kräuter nicht an der Luft schimmeln.
- Gut verschließen und an einen warmen, aber nicht zu heißen Ort stellen.
- Bis zum Herbst sollte sich der Zucker aufgelöst haben und du kannst den Sirup dann abseihen.
- Sollte der Zucker nicht vollständig aufgelöst sein, kannst du ihn im Wasserbad vorsichtig flüssig werden lassen.
- Dann wird der Sirup durch ein Sieb in dunkle Flaschen gefüllt und kann nun jederzeit verwendet werden.
- Ab jetzt solltest du ihn übrigens eher kühl lagern.
Tipp: Weil die Wildkräuter und Blüten zu unterschiedlichen Zeiten geerntet werden, kannst du den Hustensirup auch nach und nach ansetzen: fange dazu im Mai mit einer Schicht Tannenwipfel, Taubnessel und Lungenkraut an und verschließe das Glas.
Wenn der Spitzwegerich hoch genug ist, erntest du ihn und gibst ihn als Schicht dazu.
Im Sommer kommt dann die nächste Schicht mit den Blüten von Malve und Königskerze. Immer daran denken, dass du mit einer Schicht Zucker wieder versiegelst!
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