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Kreatives / Natur

Vielseitige Birkenrinde

Die Birke ist einer der bekanntesten Bäume, was viel mit dem hohen Wiedererkennungswert ihrer meist weiß-grau gemusterten Stämme zu tun hat. Besonders häufig vertreten sind bei uns Sand-Birke (Betula pendula) und Moorbirke (Betula pubescens), beide mit einer hellen Färbung, die sie so auffällig wie einen Dalmatiner im tiefbraunen Stämmewald macht.

Die weiße Färbung entsteht durch Betulin, einen Pflanzenwirkstoff, der den Baum vor Umwelteinflüssen schützt. Seine wirklich bemerkenswerten Eigenschaften spielten schon früher eine große Rolle im Leben der Menschen. Die helle Rinde lässt sich auch heute für kreative Natur-Projekte oder Deko-Ideen aufgreifen. Hier sind einige der schönsten:


Wer beim Schreiben oder Zeichnen Hintergründe mit Tiefe und Struktur mag, kommt bei der Birke auf seine Kosten

RINDE ALS SCHREIBMATERIAL

Die Borke ist die oberste weiße Schicht der Rinde. Bei der Birke ist sie charakteristisch hell, ihre Tönung reicht von klarem Weiß über silbrige Grautöne bis zu schwarz-dunkler Maserung. Vor allem bei älteren Bäumen kann der untere Teil des Stammes auch ganz dunkel verborkt sein. Viele Stellen sind aber so glatt und hell, dass sie schon vor Tausenden von Jahren zum Beschreiben verwendet wurden. Ein großer Fund dieser Baumdokumente wurde im russischen Nowgorod gemacht. Auf Moor-Birke (Betula pubescens) festgehaltene Schriftstücke aus dem Mittelalter berichteten von dringlichen Geschäftsanliegen, waren Liebesbotschaften oder einfach Klatsch und Tratsch. Auch die Ureinwohner Nordamerikas nutzten ihre Birke, die Papier-Birke (Betula papyrifera) zum Schreiben. Ihr zweiter Populärname Kanu-Birke stammt übrigens von einem weiteren Verwendungszweck: die wasserabweisende Rindenschicht dichtete nicht nur Boote, sondern auch Unterkünfte und sogar Schuhe wasserdicht ab. Im Norden Indiens bannt man bis heute noch bestimmte Mantras auf Rinde der Himalaya-Birke (Betula utilis). Und bei uns kamen in beiden Weltkriegen Postkarten an, die auf Birkenrinde geschrieben waren, wenn es in den Feldlagern kein Papier gab.

 

Birkenrinde als Papier verwenden

Und so geht es:
Für die Suche nach dem richtigen Stück Rinde braucht es wohl die meiste Zeit. Wer einen Anreiz sucht, um frische Luft und Ruhe im Wald zu tanken – hier ist er. Auf Schatzsuche in der Natur zu gehen, schafft diese ganz besondere Stimmung aus Neugier und Ambition, die uns die Zeit im Nu vergessen lässt. Und was man dabei alles sonst noch so entdeckt…

Aber zurück zum Thema: Das Rindenstück sollte von der Struktur hell und glatt sein, von so gleichmäßiger Zeichnung wie möglich – und es muss, je nach Projekt, eine bestimmte Größe haben – und es muss einfach ansprechen. Haben wir es gefunden, werden zuerst alle Holzreste, die es uneben machen, von der Unterseite entfernt. Jetzt steht kreativen Schreib- oder Zeichenprojekten auf Birkenhintergrund nichts mehr im Wege. Die natürliche runde Biegung spielt keine Rolle, denn die Rinde kann zunächst in der Blütenpresse oder unter dicken Büchern einige Tage geglättet werden.

WICHTIGER HINWEIS
bitte keine Rinde von lebenden Bäumen abschneiden! Durch die vielen Stürme findet man in Wäldern umgestürzte Bäume oder auch Rindenstücke, die sich bereits abgelöst haben und auf dem Boden liegen. Auch dort bilden sich neue Öko-Systeme, nicht selten siedeln sich ganze Ameisenvölker in einem gefallenen Stamm an, dann gilt auch: bitte nicht stören! Deshalb sehr vorsichtig nachschauen und, wenn man Stücke mitnimmt, einzelne Tiere an einem geschützten Platz erst einmal heraus krabbeln lassen


Bevor die Rinde zu Manschetten geformt werden kann, wird sie in warmem Wasser eingeweicht

NATÜRLICHE DEKO

Vor allem in den nordischen Ländern wird der naturnahe Look als gemütlicher Wohnstil geschätzt, weil er so ruhig und harmonisch wirkt. Dazu passen Objekte aus Birkenholz oder in hell gemusterter Rindenoptik natürlich besonders gut. Hier eine DIY-Idee mit Birkenrinde, die nicht nur schnell gemacht, sondern auch preiswert ist:

Birkenmanschetten für Vasen oder Windlichter

Schritt 1:
Birkenrinde mit einer Schere oder einem scharfen Messer zuschneiden. Unten sollte es wegen der Standfestigkeit ganz gerade sein, oben darf ruhig etwas organische Form bleiben, das sorgt für individuellen Charme

Schritt 2:
Die Rinde ca. 1 Stunde in warmes Wasser legen

Schritt 3:
Dann wird sie um das Gefäß herum geformt und entweder fest getuckert (das geht schon im noch feuchten Zustand) oder geklebt. Beim Kleben muss alles trocken sein, also wird die Manschette mit Wäscheklammern so lange in Form gehalten

Schritt 4:
Ist sie gut getrocknet, kann sie geklebt werden. Danach erneut mit Wäscheklammern fixieren, bis der Klebstoff fest ist


Auch als Pflanzenstecker und Geschenkanhänger eignet sich Birkenrinde gut

KLEINE GEBRAUCHSGEGENSTÄNDE

Geschenketiketten aus Birkenrinde sind so viel hübscher als ihre genormten Gegenparts. Jedes Stück ist mit seiner Maserung einzigartig und sie sind schnell und einfach gemacht.
Und Pflanzetiketten sind nicht nur natürlich schön, sondern auch wasserbeständig. Sie saugen sich also nicht voll Wasser und ruinieren so die Schrift.
Die Rinde, wie oben beschrieben, vorbereiten: also von Holzresten befreien, evtl. in Wasser legen oder einfach zwischen dicken Büchern pressen. Mit Bleistift und Lineal können die Formen gezeichnet werden (oder man nimmt ein Muster und zeichnet die Umrisse ab).
Dann ausschneiden, bei den Anhängern kleine Löcher für die Kordel mit einer spitzen Schere bohren – und fertig.


Für die guten Brenneigenschaften ist die feine weiße Ringelborke verantwortlich, sie brennt „wie Zunder“

BRENNZUNDER

Wenn die Birke wächst und breiter wird, platzt die äußere Schicht auf und man sieht, wie sich hauchzarte weiße Stücke am Rand aufrollen. Deshalb wird die Borke der Birke auch Ringelborke genannt. Die eigentliche Rinde liegt darunter. Diese Borke eignet sich hervorragend als Feueranzünder, denn sie enthält das Terpen Betulin. Terpene finden sich z.B. auch in Harzen, die ebenfalls leicht brennbar sind. Sogar, wenn die Ringelborke feucht ist, funktioniert es.
Ist sie trocken, spricht natürlich nichts dagegen, auch Teile zu nehmen, unter denen noch weitere Rindenschichten sind, aber unter widrigen Umständen muss man sich schon die Mühe machen, nur die hauchzarte weiße obere Schicht, die Ringelborke, am besten mit einem Messer, abzukratzen, um einen Funken auffangen zu können.


Die Birke gilt als Symbol des Frühlings und Aufbruchs und verscheucht mt ihrem frischen Holzduft dunkle Gedanken

RÄUCHERN MIT BIRKENRINDE

Und nochmal geht es um Feuer und Birke. In Räuchermischungen des späten Winters oder frühen Frühjahrs ist oft Birkenrinde enthalten. Mit ihrer hellen Farbe galt sie in vielen Mythologien als Lichtbringer und Mutmacher nach der langen dunklen Kälte. Ihr frischer holziger Duft bringt Waldstimmung in den Raum und wirkt reinigend und ermutigend. Der Birkenrauch soll schlechte Laune vertreiben, die Kreativität fördern und bei Kopfschmerzen helfen.
Dazu einfach Streifen von der Rinde gut trocknen und alleine oder mit anderen getrockneten Pflanzenteilen langsam verglühen lassen.
Aber Achtung: wie oben beschrieben, liebt die Birke das Feuer und brennt sehr schnell. Es braucht also etwas Fingerspitzengefühl und schnelle Reflexe, um den gewünschten Rauch zu gewinnen und keinen Brand zu entfachen.


Birkenteer oder Birkenpech diente früher als Kleber.

BIRKENPECH

Birke und Feuer – die Dritte. Schon in der Steinzeit wurde aus der Birkenrinde im Feuer ein Klebstoff gewonnen, mit dem sogar stark beanspruchte Werkzeuge bombenfest zusammen hielten.
Wer es einmal ausprobieren möchte: Birkenrinde von Holzstücken befreien und möglichst dicht in eine verschließbare Blechdose packen. Der Deckel bekommt ein Loch und wird dann aufgesetzt. Ein Feuer entfachen und Glut erzeugen. Die Dose zu einem Drittel in die Glut setzen und ca. 1 bis 2 Stunden die Temperatur möglichst gleichmäßig halten. Trockene Destillation nennt man das, was nun passiert. Die Rinde verschwelt und es setzt sich am Boden eine Flüssigkeit ab, der Birkenteer. Kocht man den nach den 2 Stunden mit jetzt offenem Deckel noch ein wenig ein, entsteht Birkenpech, das zäher, aber noch immer flüssig ist. Im abgekühlten Zustand wird es fest und muss zum Gebrauch wieder aufgewärmt werden. Dazu reicht bei kleinen Mengen schon eine Kerze.


Weitere Motive rund um kreative Ideen aus der Natur gibt es bei MAKING MOODS und hier geht es direkt zur Bildsammlung BIRKENRINDE


Wir geben uns große Mühe, gut zu recherchieren und unsere Rezepte selber auszuprobieren. Bevor du selber Pflanzenteile sammelst, solltest du dir immer zu 100 % sicher sein, dass du sie eindeutig bestimmen kannst und dass sie nicht unter Naturschutz stehen. Alle Hinweise zur Wirkung auf die Gesundheit haben rein informativen Charakter. Trotz sorgfältiger Prüfung besteht daher kein Anspruch auf Vollständigkeit, ebenso übernehmen wir keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben.

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